Die Themse hat den Ruderern des RV Lüdinghausen (RVLH) alles abverlangt. Beim internationalen „Head of the River Race“ in London mit 400 Achtern schafften es die Steverstädter am Samstag nur mit viel Glück, überhaupt am Rennen teilzunehmen. Alle Mühen haben sich am Ende aber gelohnt: Das RVLH-Boot drückte mit einer Zeit von 20:11,76 Minuten den vereinsinternen Rekord um mehr als 46 Sekunden.

Bereits bei der ersten Trainingseinheit zeigte die tidenabhängige Themse ihre Tücken: Bei Niedrigwasser lief das Boot aus Lüdinghausen auf eine versteckte Sandbank auf. Außer Kratzern am Bootsrumpf blieb das Sportgerät aber weitgehend unversehrt. Am Freitag verhielt sich die Themse genau umgekehrt. Bei Hochwasser und starkem Gegenwind türmten sich die Wellen an einem Streckenabschnitt weit über einen Meter auf. Das Training musste abgebrochen werden, weil das Boot zu sinken drohte. Nur zusammen mit Ruderern vom Jesus College Boat Club gelang es den Lüdinghausern, das vollgelaufene Boot aus dem Wasser zu heben.

Auch am Samstag, dem Tag des Rennens, zeigte sich die Themse von ihrer unschönen Seite. Das sollten nicht nur die Steverstädter zu spüren bekommen. Während die Lüdinghauser in ihrer Division 5 noch vor der Startlinie warteten, kollidierte ein Achter kurz vor Beginn des Rennens mit einem Brückenpfeiler. Auch der RVLH blieb nicht vom Pech verschont: In seiner Division, die noch auf den Start wartete, mussten die Achter kontinuierlich gegen die Strömung ausgerichtet werden. Dabei schob sich der Bug eines anderen Bootes auf das Heck des Lüdinghauser Achters, wodurch das Steuer brach. Mit diesem Defekt war eine Teilnahme am Rennen unmöglich. Doch anstatt aufzugeben, ruderten die Sportler in Richtung Start zur Tideway Scullers School. Dort konnte das Boot aus dem Wasser genommen, der Schaden genauer begutachtet und sogar provisorisch behoben werden.

In der Zwischenzeit war die Division der Lüdinghauser längst gestartet. Für Trainer Sebastian Griese, den Ersatzmännern und Fans im Zielbereich begannen lange Minuten der Ungewissheit über den Verbleib ihrer Mannschaft. Die ließ kurzerhand einen Marshall herbeirufen, der sie zum Start eskortierte. Anschließend wurden die Lüdinghauser zwischen Division 7 und 8 auf die 6,8 km lange Strecke geschickt. Der Vorteil der besseren Strömung, den die Lüdinghauser durch den gelosten Startplatz 212 gehabt hätten, hatte sich durch die Position gut 150 Plätze weiter hinten aufgehoben. Doch die Lüdinghauser kämpften und unterboten den vereinsinternen Rekord.

Sie erreichten Platz 327 und machten damit nach dem Start knapp 40 Plätze gut. Das tröstete die Mannschaft mit Jim Honermann, Christoph Marxen, Christopher Konik, Hendrik Ständker, Marius Niehoff, Markus Holzhinrich, Simon Brathe, Andreas Focke, Jürgen Barkhaus, Sven Kohls und Steuermann Justus Koewius aber nicht. Was wohl von Startplatz 212 aus möglich gewesen wäre...

Westfälische Nachrichten, 31.03.2010

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